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Weihnachtsgeschenk von den „Brückenbauern“

Aussiedler-Chor „Praeludium“ begeisterte in der evangelischen Christuskirche in Viechtach

Viechtach. Mit einem kurzfristig angesetzten Konzert in der Evangelischen Christuskirche hat der Deggendorfer Aussiedler-Chor „Praeludium“ vom Interkulturellen Russlanddeutschen Verein „Mostik“ („Brücklein“) seine „Viechtacher Freunde“ reichlich beschenkt.

Es sind tatsächlich zahlreiche Freunde, die dieser stattliche Sängerkreis hier bei seinen diversen Auftritten in den vergangenen beiden Jahren gewinnen konnte. Ein guter Gradmesser dafür war die Besucherzahl dieser „Spontanveranstaltung“. Es waren erfreulich viele Zuhörer, die sich zu sonntagnachmittäglicher Stunde in den Kirchenbänken niedergelassen hatten, um für rund 60 Minuten genussvoll den Gesangsdarbietungen jenes leidenschaftlichen Laienensembles zu lauschen und sich von dessen einnehmendem Enthusiasmus mitnehmen zu lassen auf einen kleinen Weltenbummel zwischen „Mütterchen Russland“, „Väterchen Frost“ und unserer niederbayerischen Heimaterde, in der alle Mitwirkenden mittlerweile feste Wurzeln geschlagen haben.

170102 pnp ViechtachWie vorab angekündigt, war es kein „klassisches Adventsprogramm“, das die musikalische Leiterin Rosa Stoller zusammengestellt hatte, sondern eine wohltuend bunte Mischung aus Kirchenliedern, Volksweisen und vielem mehr. Nichtsdestotrotz regierten im Gegensatz zum vorangegangenen Gastspiel des Chors beim „Sommerkonzert bei Kerzenschein“ mit seiner lustigen „Fahrt rund um den Globus“ diesmal doch eher die in den Wochen vor Christi Geburt angemessenen gefühlvollen, besinnlichen Töne – zumindest im ersten Teil, der von der sanft wiegenden russischen geistlichen Ballade „Ich glaube“ in einem bewegenden Bekenntnis zu unser aller Schöpfer im Himmel einfühlsam eröffnet wurde.

Nach zwei weiteren russischen Stücken – zum einen dem Choral „Pilger“ und zum anderen dem gebetsartigen Weihnachtslied „Diese Heilige Nacht“, das die besondere Stille jenes so wundersamen Abends damals in Bethlehem eindrucksvoll widerspiegelte – überraschte der Chor seine Zuschauer mit dem bekannten deutschen Kanon „Lobe den Herrn, meine Seele“. Es war übrigens nicht das einzige Mal, dass Elena Roth alle Anwesenden erfolgreich zum Mitmachen aufforderte, egal, in welcher Sprache diese auch immer wollten und konnten. Melancholisch sangen die Akteure wiederum in ihrer Muttersprache von den berühmten „Abendglocken“, die einem stets den Weg zurück nach Hause weisen. Denn – wie sie in ihrem letzten Lied vor einer kurzen Pause nunmehr auf Bairisch zum Ausdruck brachten – es gibt zwar viele schöne Plätze auf der Welt, aber Heimat nur eine.

Etwas schwungvoller, aber nicht minder schön, gestaltete sich dann der zweite Teil mit „El Condor Pasa“ und einer von unumstößlicher Heimatliebe zeugenden Melodie, die 2014 von der Unesco sogar zu einem der vier besten Walzer gekürt wurde. Doch die Sängerinnen und Sänger können auch Oper, wie sie mit Verdis „Gefangenenchor“ bewiesen. Zum Abschluss des offiziellen Konzertprogramms stimmten sie dann noch die Winterweise „Leise rieselt der Schnee“ an. Aber damit mochte sich das begeisterte Publikum nun noch keineswegs begnügen. Vielmehr erklatschte es sich mit viel Ausdauer frenetisch wenigstens noch zwei Zugaben.

Und so erinnerte Rosa Stoller als exzellente Solistin mit ihrem harmonischen Ensemble im Hintergrund in „Die Rose“ („The Rose“) noch beseelt daran, dass Liebe zwar wunderschön, aber durchaus auch schmerzhaft sein kann, ehe sich „Praeludium“ mit „La Paloma“ endgültig verabschiedete. Elena Roth kündigte im Namen aller ihrer Mitstreiter aber ein Wiedersehen mit ihrem Viechtacher Publikum an. − maw

von Marion Wittenzellner, Passauer Neuen Presse, 2. Januar 2017

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