. Junge Menschen aus Moskau, Donezk und Deggendorf setzten Zeichen für den Frieden
Deggendorf. (dh) Im Rahmen des vor zwei Jahren erschienenen deutsch-russischen Buchprojekts „Glück ist…“, worin sich gleichaltrige Jugendliche aus Russland, Frankreich, Ungarn, der Ukraine und Tansania anhand von Kurztexten über ihre Vorstellung vom Glück äußern, fand vor kurzem in der Stadtbibliothek die zweite vom interkulturellen Verein Mostik veranstaltete internationale Skype-Konferenz statt. Aufgekommen war die Idee zu „Glück ist…“ im Frühjahr 2014, als eine Gruppe aus Moskau in Deggendorf zu Besuch war. 13 junge Deggendorfer, darunter auch die Mitglieder der Jugendgruppe des Vereins Mostik, fanden sich zusammen, um sich via Skype über Themen, die Glück und Frieden beinhalten, mit Gleichaltrigen aus der Ukraine, Russland und Griechenland auszutauschen.
| Vorurteile entkräftet
Die jungen motivierten Menschen bereiteten viele Fragen vor, die sie den Schülern aus Athen, Donezk und Moskau im Laufe der Skype-Video-Konferenz stellten. Auf einer großen Leinwand wurden die Schülergruppen aus den verschiedenen Großstädten zugeschaltet und waren so in der Lage, sich gegenseitig zu betrachten und über das Mikrofon zu kommunizieren. Mithilfe von Moderatorin Julia Urlacher vom interkulturellen Verein Mostik, die das Dolmetschen der beiden russischen und ukrainischen Schülergruppen und deren jeweiligen Moderatoren übernahm, sowie Dr. med. Charilaos Zourelidis, der als Dolmetscher der zugeschalteten Schülergruppe aus Athen fungierte, wurde ein lebhafter Austausch entfacht, der Stereotype und Vorurteile aus dem Weg räumte.
| Deutsche Pünktlichkeit
So stellten sich die Schüler im Laufe des Vormittags zum Beispiel länderspezifische Fragen. „Tanzt ihr wirklich Sirtaki in Griechenland?“ Aus Moskau kam die Frage, ob die Deutschen wirklich immer pünktlich und sehr direkt seien, viel Bier trinken und massig Fleisch und Wurst verzehren würden. Auch diese Aspekte wurden geklärt mit der Antwort, dass die Schüler aufgrund ihres Alters eher zu Softgetränken greifen würden als zu Bier. Da die Griechen die Olympischen Spiele erfanden, kam auch die Frage auf, ob die Griechen wirklich viel Sport treiben. Bedauerlicherweise gibt es in Griechenland aber keine derartigen Sportstätten oder Turnhallen wie wir sie in Deutschland kennen, so ein Schüler aus Athen. Die aus Donezk zugeschaltete Gruppe freute sich über die Tatsache, dass sich in der Gruppe aus Deggendorf auch ein Schüler befand, der aus Donezk stammt. In Donezk, wo ein Großteil der Bevölkerung vom Kohlebergbau lebt, ging ein besonderer Gruß von ihm an die dortigen Arbeiter im Bergbau. Aber auch dieses Klischee wurde schnell beseitigt, da dort ebenso Menschen anderer Berufsgruppen leben.
| Griechische Kultur
Ein besonderes Highlight war die Vorführung zweier Schülerinnen der „Gruppe Deggendorf“, die den zugeschalteten Schülern aus Athen, Moskau und Donezk einen griechischen Sirtaki vortanzten. Ziel der griechischen, ukrainischen, russischen und deutschen Jugendlichen ist es, anhand ihrer internationalen Skype-Konferenz ein Zeichen für Frieden auf der Welt zu setzen und sich von den Meinungen der Erwachsenen sowie den aktuellen politisch unruhigen Situationen abzusetzen, ihre Meinung zu äußern und ihre Geschichte zu erzählen.
„Warum treffen Erwachsene in politischen Situationen oft Entscheidungen, die für uns Jugendlichen unverständlich sind?“, lautete die Frage aus Moskau. Ein Jugendlicher der Gruppe aus Deggendorf antwortete, dass oftmals „Geld und Macht“ dabei eine Rolle spielen würden. Aus Athen antwortete ein Schüler, dass in Griechenland in diesem Aspekt „die Jugendlichen zu Erwachsenen reifen würden“ und die „Spontanität der Jugendlichen ausgebremst“ würde. Auch über die Bilderausstellung, die im vergangenen Jahr im Rahmen des Glückprojekts stattfand, unterhielten sich die Schüler über Skype und tauschten ihre Erfahrungen damit aus.
Bei der Ausstellung handelte es sich um Kunstwerke, die Kinder und Jugendliche aus vielen verschiedenen Ländern malten und darin ihre Vorstellung von Glück und Frieden präsentierten, um den Menschen auf der ganzen Welt zu zeigen, dass die jungen Menschen das Bedürfnis haben, auch über die Ländergrenzen hinweg ein Zeichen für Frieden zu setzen.
Quelle: Donauanzeiger, 4.3.2016