Interkultureller Verein Mostik organisierte traditionelle Jolka-Feier mit Spiel und Tanz
Deggendorf. (ds) 360 Kinder hatten vor kurzem bei sechs Aufführungen in der Aula der Mittelschule St. Martin die Gelegenheit, in die russisch-deutsche Märchenwelt einzutauchen. Auch dieses Jahr hatte der interkulturelle Verein Mostik eine Jolka-Feier vorbereitet.
Das fröhliche russische Kinderfest mit Tanz und Spielen rund um den Weihnachtsbaum ist eigentlich ein Reimport. Zar Peter der Große hatte ja einige Jahre in Westeuropa verbracht und den Weihnachtsbaum dort kennengelernt. Er brachte ihn mit an den Zarenhof und führte ihn so in Russland ein.
Nach der Revolution hätten die Bolschewiken diesen Brauch mit samt dem christlichen Weihnachtsfest gerne abgeschafft. Aber wer wollte den Kindern schon die Geschenke wegnehmen.
Erinnerung an die Kindheit
So gesellte man Väterchen Frost statt des Christkinds noch das Schneemädchen Snegorotschka hinzu, und mit der Zeit haben die Jolka-Feiern sich an den Schulen zu einem festen Termin am Jahreswechsel etabliert. Die Kinder haben Lieder, Gedichte und Theaterstücke für das große Fest einstudiert. Umliegende Firmen und Fabriken übernahmen die Patenschaft für die Schule und haben selbst in den Zeiten des größten Mangels und
Not für reichlich Geschenke gesorgt.
Für viele mit Spätaussiedler gehört die alljährliche Jolka-Feier daher noch immer zu ihren schönsten Kindheitserinnerungen. Der Interkulturelle Verein Mostik möchte diese Tradition zum einen an die eigenen Kinder weitergeben, aber auch mit der neuen Heimat in Deutschland verknüpfen. Zusammen mit den Kindern und Jugendlichen der Tanzgruppe Sommersprossen unter Leitung von Tatjana Worster aus dem Verein haben sie dafür ein kleines Singspiel mit der musikalischen Begleitung von Nina Russmann und Swetlana Swoboda einstudiert.
Für das Bühnenbild sorgte Anna Schneider, und für dieKostüme waren Lidia Eremina, Ludmilla Michel und Valentina Gaist zuständig. Die ganze Veranstaltung fand in beiden Sprachen statt, so dass jeder der Geschichte folgen kann, auch wenn er nur eine der Sprachen spricht. Mit Väterchen Frost (Alexander Schneider) und seiner Tochter Snegurotschka (Olga Maltseva oder Larissa Kupper) bangten die Kinder um die armen Häschen (Eric Fröschl, Isabella Haidn und Alex Binder oder Alexej und Dmitri Kursov und Isabella Lang), auf die es der hungrige Wolf (Julia Urlacher) und die böse Krähe (Tatjana Worster) abgesehen haben. Die hatten bereits die Geschenke geklaut und bei dem Diebesgut auch den Mantel von Väterchen Frost gefunden.
Unholde zur Rede gestellt
Damit verkleidet, wollten sie die kleinen Häschen in den Wald locken und in einen Sack stecken. Die kleinen Häschen waren allein zu Hause, denn ihr sehr bayrischer Papa (Josef Kraus) und die russische Mama (Marina Gleich) wollten einen Weihnachtsbaum fürs Fest besorgen.
Doch die kleinen Häschen sind schlau, sie durchschauen die List und können entkommen. Die beiden Schneemänner (Sophie Beidin und Luisa Meister oder Lena Miller und Isabella Hankofer) haben das böse Treiben beobachtet und berichten sofort der Snegurotschka und Väterchen Frost davon. Der stellt die beiden Unholde zur Rede und hält ihnen ihre bösen Taten vor. Zerknirscht geloben die beiden Bösewichte Besserung, und am Ende tanzen alle zusammen um den Weihnachtsbaum. Immer wieder werden die kleinen Zuschauer in das Geschehen eingebunden und tanzen und singen zusammen mit den Märchenfiguren um den Weihnachtsbaum herum. Selbst als Prinzessin oder Fee, Musketier oder Pirat verkleidet werden die Kinder so Teil des Märchenspiels. Am Schluss dürfen alle Kinder Väterchen Frost ihr Weihnachtsgedicht oder Lied vortragen und erhalten schließlich ihre Geschenke.
(Donauanzeiger, 28.12.2015, Fotos: Dannecker)